Am liebsten sind mir jene Kollegen, die einen gewissen Spieltrieb bei der Arbeit bewahren. Die irgendwie ständig kleine Nebenbaustellen betreiben, hier was probieren, dort was experimentieren. Diese Kollegen sammeln Erfahrung und begreifen Zusammenhänge.
Veränderungen brauchen ihre Zeit. Gut 10 Monate nachdem ich meine Firma beendete, habe ich jetzt wieder Sinn für eigene Online-Aktivität. Was ich zuvor verwendet habe, ist alles weg: Server, Accounts, die alte Website.
Nehmen wir einmal an, der Hersteller Ihres Autos würde Ihnen vorschreiben, wohin Sie mit dem Wagen fahren dürften. Remscheid wäre in Ordnung, Düsseldorf nur gegen Zuzahlung.
Es geistert das Klischee vom 10x developer durch die Branche. Dahinter versteckt sich der Glaube, dass besonders talentierte Entwickler um den Faktor 10 höhere Produktivität aufweisen würden. Diese Leute nennt man dann gerne auch “Rockstar” oder “Ninja” und es ist Quatsch. Nicht zuletzt, weil ich weder von Rockstars noch von Ninjas bislang überzeugende Programmierung sah. Coder coden.
Das durchschnittliche Gehalt eines Facharbeiters in der IT lag in 2015 bei 65.441 EUR brutto pro Jahr. Beim Arbeitnehmer kommen davon 43.303 EUR netto im Jahr an. “Hey” sagt der mathematisch nur durchschnittlich talentierte Mensch, “ich bekomme also 20,82 EUR pro Stunde. Wieso muss ich also für eingekaufte Leistung 80-120 EUR pro Stunde bezahlen? WUCHER!!1!”
Beim Einkaufen höre man ja die tollsten Sprüche: “Qualität hat ihren Preis”, säuselt die Dame im TV-Spot und rümpft die Nase, “das macht mich echt fuchsig.” Mich auch. Ist billiger als andere wirklich das einzige Qualitätsmerkmal, das zählt?
Die Snowden-Enthüllungen, Cablegate oder heute ganz frisch die Panama Papers zeigen einen Effekt, den es früher so nicht gab: Verrat1 durch einzelne kann unglaubliche Mengen an Information freisetzen. Wo noch vor 30 Jahren schlicht nicht die praktische Möglichkeit bestanden hätte, kompromittierende Dokumente zu vielen tausenden Vorgängen zu sammeln (stellen Sie sich einfach mal die Papiermenge vor) sind heute ein paar hundert Gigabyte auf einem winzigen USB-Stick kein Problem mehr.
Dies soll keine Diskussion über die moralisch/gesellschaftliche Bewertung dieser Vorgänge sein. Fakt ist aber: Nur durch Informationsträger im Innern waren die Leaks möglich. Vor 30 Jahren hätten Snowden & Co. nicht derartig berichten können, weil es dazu keine Infrastruktur gab.