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Update 2022: Eigenes Kabelmodem am Unitymedia/Vodafone Anschluss

Wer auf die Leihgeräte der Provider und ISP verzichtet, setzt eigene Hardware am DSL- oder Kabelanschluss ein. Der Support durch die Firmen ist bestenfalls zögerlich: Ich hab den Eindruck, dass zB Vodafone nicht unglücklich ist, wenn Kunden von eigener Konfiguration Abstand nehmen - anders kann ich mir die Geheimnistuerei nicht erklären. Dabei haben sich ein paar wesentliche Details geändert, die Nutzer wie ich kennen sollten.

Vor zwei Jahren beschrieb ich schon mein Setup, wie ich Telefonie, aber auch die Internetverbindung mit eigener Hardware konfiguriert hatte. Wenig später übernahm Vodafone endgültig die Kölner Unitymedia, bis dahin Betreiber meines Kabelanschlusses. Seitdem tut das Technicolor TC4400 Docsis 3.1 Modem seinen Dienst an einem Yanling NUC Mini PC mit der OPNsense Firewall-Software.

Leider kam es in den letzten Monaten vermehrt zu Störungen: Die Leitung fiel immer wieder mal für einige Minuten aus, manchmal auch etwas länger. Der Bezug von IPv6 Adressen war ebenfalls nicht mehr möglich. Beide Probleme habe ich an Vodefone berichtet, die auch diensteifrig Techniker schickten - welche aber dennoch nicht für Abhilfe sorgen konnten. Mehr als “Leitung einmessen” und “Neue Anschlussdose setzen” war nicht drin.

Problem eins: OFDMA

OFDMA ist einer der technischen Bausteine, über die ISP wie Vodafone mehr Leistung aus DOCSIS 3.1 herausholen1. Das Modem muss dies unterstützen. Das TC4400 beherrscht ODFMA in der aktuellen Firmware 70.12.44, meine Softwareversion war scheinbar zu alt. Leider kann man die Software des TC4400 nicht selbst aktualisieren, über das Aktualisierungsangebot der Werner GmbH kann ich aber nur Gutes berichten: Auch wenn das Modem dafür per Post verschickt werden muss, hielt ich das Gerät nach nur 40 Stunden wieder in der Hand. Nicht schlecht für zwei Paketlaufzeiten und natürlich das Update selbst.

Nach dem Update ist die Leitung seitdem nicht einmal zusammengebrochen. Selbstverständlich steht die komplette Gigabit-Bandbreite zur Verfügung.

Problem zwei: DHCPv6

Die Adressvergabe durch die Systeme von Vodafone geschieht per DHCP und DHCP6. Für die Zuteilung der IPv6 Adressbereiche scheint Vodafone kürzlich die DHCPv6 Authentication aktiviert zu haben. OPNsense verwendet eine DHCPv6 Implementation, die diese Option nicht berücksichtigt. Dadurch wurde die Vergabe komplett unterbrochen, die Firewall hat überhaupt kein IPv6 Prefix mehr bezogen.

Es gibt einen DHCPv6 Patch auf github.com, durch den das Problem praktisch umgangen und somit effektiv beseitigt wird, dessen theoretische Auswirkungen aber noch diskutiert werden. Daher ist das Update noch nicht in den normalen OPNsense Releases enthalten. Wer den Patch manuell einspielen und vorab ausprobieren möchte, geht so vor:

opnsense-code dhcp6c
cd /usr/dhcp6c
curl https://patch-diff.githubusercontent.com/raw/opnsense/dhcp6c/pull/32.patch | patch -p1
./configure
make all install

Problem insgesamt: Kommunikation mit Vodafone

Technische Probleme lassen sich eher lösen, wenn man die Umstände kennt, unter denen sie auftauchen. Wenn Betriebsarten und Konfigurationen aber einseitig geändert werden, ohne dass man davon weiß, wird es schwierig - vor diesem Problem stehen ISP (wie Vodafone) und Anwender (wie ich) gleichermaßen. Hotline und Forum sind die Kanäle, welche den Endkunden zugänglich sind. Und beide sind kein Garant dafür, dass Informationen über technische Änderungen seitens des Providers den Kunden erreichen.

Es gibt kaum unangenehmeres, als mit der Hotline telefonieren zu müssen. Nicht nur, dass es für gewöhnlich zeitaufwändig ist, und dass man die immer gleichen Dinge2 gefragt wird, bevor man (eventuell) zum Kern des Problem vordringen kann. Durch die Hotline wird man stets in die Technik verwiesen, von dort kommt dann nichts mehr. Eine substantielle Hilfe habe ich zu diesen Problemen nicht erhalten, die Hinweise kamen aus der Software-Community rings um OPNsense.

Mir ist bis heute keine Informationsquelle direkt von Vodafone oder ehemals Unitymedia bekannt, die Einstellungen und Optionen verlässlich zusammenfasst. Zur IPv6 Prefix Größe gibt es nur Mutmaßungen von Kunden im Forum, zudem scheint sich das über die Zeit zu ändern. Details wie Änderungen an den DHCP Optionen werden überhaupt nicht kommentiert.

Routerzwang ist seit 2016 Geschichte. Paragraf 11 des Gesetzes über Funkanlagen und Tele­kommuni­kations­end­ein­richtungen (FTEG) schreibt in Absatz 3 vor:

Die Betreiber öffentlicher Tele­kommuni­kations­netze und die Anbieter von öffentlich zugänglichen Tele­kommuni­kations­diensten dürfen den Anschluss von Tele­kommuni­kations­end­ein­richtungen an das öffentliche Tele­kommuni­kations­netz nicht verweigern, wenn die Tele­kommuni­kations­end­ein­richtungen die grundlegenden Anforderungen nach § 3 Absatz 1 erfüllen. Sie können dem Teilnehmer Tele­kommuni­kations­end­ein­richtungen überlassen, dürfen aber deren Anschluss und Nutzung nicht zwingend vorschreiben. Notwendige Zugangsdaten und Informationen für den Anschluss von Tele­kommuni­kations­end­ein­richtungen und die Nutzung der Tele­kommuni­kations­dienste haben sie dem Teilnehmer in Textform, unaufgefordert und kostenfrei bei Vertragsschluss zur Verfügung zu stellen.

Von “Textform” und “unaufgefordert” sind wir leider weit entfernt.

  1. https://www.vodafone.de/business/featured/technologie/docsis-3-1-erklaert-so-kommt-das-gigabit-internet-ins-kabelnetz/

  2. Haben sie ihr Modem schon mal neu gestartet? Haben Sie die Fritzbox (die Hotline nennt jedes Gerät Fritzbox) auf Werkseinstellungen zurückgesetzt?