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Keine Kekse

Um neue Technologien sinnvoll verwenden zu können, werden viel mehr Menschen programmieren lernen müssen, als sich heute bereits damit beschäftigen. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

Alle reden über Big Data und Machine Learning. Die Produkte und Leistungen vieler Firmen sind kaum noch zu unterscheiden, also werden neue Servicedefinitionen als Zukunftsvision ausgerufen: Kundendienst wird automatisiert. Zukünftig soll künstliche Intelligenz Kosten sparen, Big Data und Machine learning sollen helfen, Potential zu erkennen, Risiken zu vermeiden und somit auch zu besserem Profit beizutragen.

So weit, so gut. Aus Sicht der Entscheider läuft alles wie immer: “Wir können das nicht selbst und geben ein Riesengeld dafür aus, dass Lieferanten für uns Big Data implementieren, und dann läuft der Laden.” Das wird nicht gehen, denn: Wer schon die Frage nicht versteht, wird mit keiner Antwort etwas anfangen können.

Die Analyse großer Datenmengen kann wertvolle Informationen hervorbringen, oder auch totalen Quatsch. Was genau gerade der Fall ist, müssen Fachleute prüfen. Und hier beginnt das Problem: Um Big Data in der Finanzwelt zu verwenden, muss man Finanzwelt verstehen. Wer Daten aus der Landwirtschaft analysiert, sollte Landwirt sein, um Sinn von Unsinn unterscheiden zu können. Und Geologen? Mediziner? Bäcker? Rechtsanwälte?

Sie ahnen es bereits: Alle müssen ran.

Die Idee “Ich bin kein Programmierer, ich muss das nicht wissen” wird nicht mehr lange durchhaltbar sein. Wenn wir zukünftig wirtschaftlichen Erfolg darüber definieren, wer die zur Verfügung stehenden Informationen am schnellsten verarbeitet, wird Programmieren als Methode, einem Computer Anweisungen zu geben, zur Grundfähigkeit werden. Sie glauben, dass machine learning auch in ihrer Branche zukünftig wichtig sein wird? Dann sollten Sie Python oder R lernen.

Gleichzeitig scheint das kaum jemanden zu interessieren: Der Standard schreibt: Nur jeder zehnte Jugendliche kann programmieren — macht nichts, denn Arbeitgeber verstehen Entwickler sowieso nicht. IT ist immer noch in vielen Firmen nur Kostenblock anstatt Produktionsfaktor, auch wenn die CEOs in Sonntagsreden etwas anderes suggerieren, damit die Shareholder nicht nervös werden.

Aktuell gebe ich für Schüler der zehnten Klasse eine Informatik-AG an unserer Gesamtschule. 18 Jungen und Mädchen haben sich angemeldet und halten tapfer durch, obwohl kaum jemand zuvor mit Programmierung (wir schreiben Ruby!) in Kontakt war. Nur einer gibt als Berufswunsch an, direkt in die IT gehen zu wollen. Wenn es mir gelingt, auch bei den 17 anderen die Idee zu wecken, dass ein wenig “coden können” nicht allzu schwer ist und zugleich wichtig, dann hab ich viel gewonnen. Und die Schüler etwas wichtiges gelernt.